St. Anton a.Arlberg - Innsbruck

Ich darf eine ehemalige Arbeitskollegin, Cécile, ein Stück auf dem Jerusalemweg begleiten.

Anreise am Sonntag, 1. Mai von Rotkreuz nach St. Anton.

St. Anton hatte vor einer Woche Saisonende. Nun ist alles, wirklich alles zu. Das gebuchte Zimmer resp. Appartement Pension Strolz ist etwas ausserhalb, aber wunderschön und grosszügig gelegen. Wir werden sehr freundlich empfangen.

Für's Nachtessen finden wir einen Kebap.

Nach dem Essen planen wir die morgige Route nach Strengen.

Gute Nacht.

St. Anton - Strengen

02.05.2022

Nach einem wunderbaren Frühstück bei Frau Strolz starten wir die 1. Etappe nach Strengen.

In Pettneu finden wir mit Hilfe von Einheimischen ein Cafe bei Kathy's Back-Werk. Eigentlich schliessen die um 12 Uhr, aber wir bekommen trotzdem einen Toast und einen Latte. Es hat ja sonst nichts offen.

Nach der Zwischenverpflegung geht's weiter nach Schnann, dann Flirsch. In der Pension Grissemann dürfen wir die Toiletten benutzen, obwohl auch sie bereits Betriebsferien haben. Einen Kaffe und Schöggeli gibt's auch noch für uns. Nun müssen wir uns aber etwas beeilen. Das Wetter schlägt um, die Wolken verdichten sich. Es liegen noch knapp 4 km vor uns. Ein kleines Stossgebet gen Himmel scheint zu wirken. Wir erreichen im Trockenen den Gasthof zur Post. Nachtessen gibt es hier auch.

Strengen - Kronburg (Schönwies)

03.05.2022

Nach einem reichhaltigen Frühstück starten wir heute bereits um 08.15 Uhr. Der Chef des Hotels fährt uns noch nach, wir sollen einsteigen, er würde uns zum Waldrand hochfahren. Aber wir sind Pilger und lehnen dankend ab.

Keine Aufwärmphase. Direkt der steilen Strasse folgend hinauf zum Waldrand. Nach dem Ortsteil Unterbrunnen, in einer scharfen Linkskurve, gehen wir geradeaus auf die Forststrasse. Nach 6 Kilometer erreichen wir Grins. Auch hier hat heute alles zu. Also gehen wir weiter nach Stanz. Hier soll der Dorfwirt geöffnet sein. Leider gibt's auch hier nicht's. Beim Gemeindeamt zeigt uns ein Bub, wo wir auf Toilette können. Bei der Kirche setzen wir uns auf die Bank und geniessen die Mittagspause.

Jetzt geht es bergab. Am Ende des Dorfes über Wiesen und Weide. Viele Kehren im Wald. Zum Teil steile schmale Wege bis runter zum Inn zwischen Landeck und Zams. Jetzt gehen wir ein Stück dem Inn entlang bis zur Fussgängerbrücke. Die überqueren wir und steuern ein Café an. Eine letzte Stärkung vor dem steilen Aufstieg nach Rifenal. Danach geht's noch ca. 1 Stunde mehr oder weniger flach bis zur Kronburg. Als wir eintreffen ist es bereits 17.50 Uhr. Um 18.45 Uhr gibt es Nachtessen. Also zack zack. Die Zimmer im Klösterle bei den barmherzigen Schwestern sind einfach und zweckmässig eingerichtet. Sogar Wlan gibts.

Es war ein langer Tag mit vielen Eindrücken.

Kronburg - Roppen

04.05.2022

Wieder gibt es ein Frühstück mit allem, was man sich wünscht. Heute starten wir um 08.35 Uhr. Der Stimme des GPS folgend gehen wir der Strasse entlang runter. Nach ca. 800 m müssten wir rechts abbiegen. Der Weg ist aber wegen Forstarbeiten gesperrt. Was nun? Wieder rauf zum oberen Weg oder runter ins Dorf Schönwies und dort wieder rauf zum Höhenweg? Wir nehmen das Letztere. Im Dorf gehen wir durch ein sehr freundliches Quartier. Wir werden immer wieder angesprochen und als Schweizer erkannt. Nach der Kirche biegen wir rechts ab, unter der Bahnlinie durch und ein Stück zurück. Der Strasse entlang gehen wir nun wieder hinauf zum Höhenweg. Ein paar Km, Höhenmeter und Schweisstropfen zusätzlich.

Oben wieder im Jerusalemweg wandern wir bis nach Obsaurs. Ab hier geht's an der St. Vigil vorbei in den Wald. Ein schmaler aber steiler Weg runter. Unten geht's dann gleich wieder rauf auf den Imsterberg. Hier steuern wir ein Gasthof an, der auch offen hat. Mittagessen gibt es nicht, aber einen Toast. Nach der kurzen Rast nehmen wir den Imsterberger Höhenweg bis nach Arzl unter die Füsse. Schöne Wege mit viel Weitblick. In Arzl entscheiden wir den Bus nach Roppen zu nehmen. Schliesslich haben wir schon 20 km hinter uns.

Der Bus hält fast bei der Unterkunft. War eine gute Entscheidung. Maria empfängt uns herzlich. Sie ist schon etwas älter und nimmt eigentlich keine 1-Tagesgäste mehr. Aber wir resp. Cécile wurde von einem Pilger empfohlen. Was für ein Glück.

Roppen - Stams

05.05.2022

Die gute Maria will uns fast nicht mehr gehen lassen. Noch ein Foto und dann müssen wir los. Wir versprechen ihr, dass wir heute Abend anrufen, wenn wir am Ziel angekommen sind.

Wir besichtigen zuerst die Bruder Klaus Kapelle auf dem Hügel. Eine wunderschöne Aussicht erfreut uns nach dem ersten kurzen Aufstieg. Drinnen zünden wir 4 Kerzen an. Auf der anderen Seite geht's durch Wiesen und Märchenwald runter zum Inn. Der Inn schlängelt sich durch das Tal und wir folgen ihm bis Haiming. Wir erreichen Silz. Einige Restaurants, aber alles hat zu. Entweder dauerhaft oder Ruhetag. Schlussendlich betreten wir einen Tankstellen-Shop, kaufen 2 Bier und setzen uns draussen auf einen Bank. Pause für die Füsse. Ab hier gehen wir nun in Richtung Stams zum Stift. In der Orangerie essen wir was kleines und erfahren, dass dies von Schweizern geführt wird. Einen Pilger Stempel bekommt Cécile aber nicht. Nach der kleinen Stärkung nehmen wir noch den Rest unter die Füsse, bis zur Hirschentenne. Sehr schönes Hotel und freundliche Bedienung.

Stams - Hatting

06.05.2022

Ein grauer nasser Morgen. Wir starten wie gewohnt nach einem guten Frühstück. Der Inn weist uns den Weg. Links der Inn, rechts die Autobahn, aber alles auf Naturwegen, kein Beton. Kurz vor Telfs setzen wir uns auf ein Bänkli, aber nur kurz, weil wir den Regen schon sehen kommen. Wir überqueren den Inn über die Radbrücke und erreichen das kleine hübsche Städtchen Telfs. Nach einer Kaffee Pause besuchen wir die Kirche Peter und Paul und zünden Kerzen an.

Zwischen Telfs und SAGL mitten im Feld draussen setzt der Regen ein, so dass ich doch noch meine grüne Pellerine raus holen muss. In Sagl setzen wir uns beim MPreis unterm Dach hin und überlegen uns, ob wir den Bus nach Mösern hinauf nehmen sollten. Das sind 600 Höhenmeter aufwärts zur Friedensglocke. Wir sind Pilger und gehen auch im Regen. Vielleicht hilft das zu mehr Frieden. Der Wanderweg verläuft mehrheitlich im Wald, mal sehr steil, mal weniger steil. Jedenfalls kommen wir oben schweiss gebadet ohne Regen an. Mit einer schönen Aussicht werden wir belohnt. Eine Stunde Pause, eine Kartoffelsuppe mit Würstel und Brot stärkt uns wieder für den Abstieg nach Hatting. Ab Pettnau geht es nur noch auf Nebenstrassen entlang. Wir sind echt froh, nach 19 Uhr endlich beim Hotel anzukommen. Jetzt noch schnell duschen und noch was Kleines essen und mit einem Glas Wein den langen Tag ausklingen lassen.

Hatting - Innsbruck

07.05.2022

"Heute kann es jederzeit regnen"  so die Stimme aus dem Radio. Wir starten vor 9 Uhr die letzte Etappe. Es regnet noch nicht. Wieder geht es dem Inn entlang über schöne Naturwege. Nach ca. 45 Minuten erreichen wir das Café Bärig. Hier ist eine Siedlung aus Holzhäuschen, alle gleich gross, angeordnet wie auf einem Campingplatz mit Restaurant. Kurz vor 11 Uhr treffen wir in Zirl ein. Ein kleiner Markt mit viel Handwerkskunst lockt die Einwohner aus dem Haus.

Ab Zirl setzt der Regen dann doch konstant ein. Nach ein paar kleinen Einkäufen ziehen wir weiter. Die bauen hier hübsche, an die Natur angepasste Brücken.

Ab Kematen bis Völs wandern wir wieder auf Asphaltstrasse zwischen der Autobahn und dem Inn. Weit und breit keine Einkehrmöglichkeit, auch keine Bänkli oder sonst ein trockenes Plätzchen. In Völs im Industrie- und Einkaufsgebiet steuern wir den MPreis an. Da bekommen wir was Warmes zum Essen und was zum Trinken. Um 16 Uhr nehmen wir noch den Rest in Angriff. Immer dem Inn entlang, an der Eisenbahnbrücke vorbei und über die Universitätsbrücke zu unserem Hotel Neue Post.

Es war eine tolle Reise, mit vielen Gesprächen und schönen Erlebnissen. Gut zu wissen, dass von Ende April bis Mitte Juni Zwischensaison ist und fast alles zu ist. Es ist empfehlenswert, im voraus zu reservieren, damit man sicher eine Übernachtungsmöglichkeit hat. Auch ist zu klären, wo man was Essen kann. Viele Restaurants haben geschlossen, weil sie keine Mitarbeiter finden oder die Pandemie nicht überstanden haben.

Die Tiroler sind sehr neugierig und fragten uns, wo es denn hingeht, wie lange usw. Überall wurden wir freundlichst empfangen.


MEIN DANK

Ich bedanke mich bei Cécile, dass ich sie begleiten durfte. Sie hat alles super geplant und für Schlafmöglichkeiten gesorgt, die unsere Erwartungen meistens übertrafen. Sie hat uns immer auf den richtigen Weg geführt, viele Geschichten aus ihrem Leben erzählt. Die Zeit verging im Nu.

Cécile, ich wünsche Dir eine tolle eindrückliche Weiterreise und dass du dein persönliches Ziel erreichst. Bleib gesund und geh Deinen Weg.

Danke!