Lange Zeit wollten wir auf eine Kreuzfahrt in die Karibik. Nun fragt man sich: Wie kommt man von der Karibik auf Schottland? Gegenteiliger kann eine Reise ja kaum noch sein.
Angefangen hat es mit der Bergwanderung auf die Rigi Hochflueh. Diese Bergwanderung führt über eine steile 60-Stufen-Leiter auf den Gipfel. Ein kleiner Vorgeschmack für Klettersteige. So fingen wir mit den Klettersteigen an. Unsere letzten Sommerferien führten uns dann von Klettersteig zu Klettersteig quer durch einen Teil von Österreich. Nach diesen abenteuerlichen und erlebnisreichen Ferien wollten wir mehr. Mehr erlebnisreiche Ferien. Länder kennen lernen. So kamen wir auf Schottland.
Nun endlich ist es soweit. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
Die Reise haben wir von Kontiki Reisen zusammen stellen lassen, so dass wir möglichst viele verschiedene Facetten von Schottland kennen lernen.
Wir starten am Montag, 22. August. Der Flieger bringt uns nach Edingburgh, wo wir unseren Mietwagen entgegen nehmen und das Abenteuer beginnen.
Tag 1: Tagesziel: Gables Guest House in Perth
Pünktlich um 07.30h werden wir abgeholt und zum Flughafen Zürich chauffiert. Der Flieger startet pünktlich um 10.25h und landet bereits um 11.04h in London Heathrow. Der Flughafen ist riesig gross, aber wir finden das richtige Gate auf Anhieb, so dass der Weiterflug mit uns nach Edingburgh statt findet.
In Edingburgh schnappen wir unsere Koffer und suchen die AVIS-Autovermietung auf. Die erste Überraschung lässt nicht lange auf sich warten. Dank unserem perfekten EnglischL bekommen wir einen Mercedes C200, anstatt einem Opel Astra. Natürlich müssen wir auch einen Aufpreis zahlen. Die Diskussion ist schnell beendet, da wir nicht diskutieren können.
Das Auto ist perfekt. Benno freut sich daran. Nur das mit den Geisterfahrern muss noch etwas geübt werden. Trotzdem finden wir den Weg aus Edingburgh über die 2.5 km lange Forth Rail Bridge. Bald schon geht’s der Küste entlang mit riesigen Feldern Weizen. In Anstruther finden wir eine Fish Bar. Standesgemäss bestellen wir eine kleine Portion Fish & Chips. Ist sehr lecker, aber auch sehr füllend. Die restliche Strecke bringt uns wieder zwischen Feldern von Weizen, Gersten und Kartoffeln. Müde von der langen Reise fallen wir ins Bett.
Tagesziel 2: Poppies Hotel in Callander
Tagwache um 07:00 Uhr und Frühstück 08:00 Uhr. Richtiges Schottisches Frühstück: Eier, Speck, Pilze, Tomaten und Würste, dazu brauner Toast. Genug um den Tag zu überstehen.
Heute dürfen wir unsere Koffer das erste Mal umpacken, wir brauchen die Regenkleider. Wir trotzen dem Wetter und fahren westlich Richtung Callander. Unterwegs besichtigen wir den Scone Palace. Im Labyrinth irren wir durch die Gänge.
Nächster Halt Loch Lubnaig. Kalter Wind und Regen peitscht uns entgegen. Kurzer Halt für ein Foto.
Wir fahren noch um den Loch Earn, ein Süsswassersee, danach direkt zum Hotel Poppies.
Wir gönnen uns in Callander das erste Guinness und ein Carling. Leicht beschwipst kehren wir ins Hotel zurück. Das Nachtessen beginnt mit einem Schottischen Bier Namens Ossian.
Proppenvoll legen wir uns ins Bett.
Tag 3: Umgebung Callander
Heute durften wir ausschlafen. Um 08.30h gibt’s Frühstück. Heute ohne Eier und Speck, sondern mit Früchten, Toast, Butter und Konfi. Wir haben uns eine Ausflugsroute überlegt, nämlich in die Gegend The Trossachs. Der Weg führt uns zuerst wieder an dem Loch Lubnaig vorbei, wo wir eine Gegendarstellung festhalten. Heute nämlich bei schönem Wetter. Der See ist spiegelglatt. Einfach Wahnsinn, wie sich die Berge darin spiegeln. Auf dem Weg will uns das Navi in eine einspurige Strasse führen. Irgendwie scheint es unseren C200 als Cycle, beginnt auch mit C, zu registrieren. Nach ein paar Metern kehren wir aber um. Hier hat es nicht mal Ausweichstellen. Also fahren wir der «richtigen» Strasse entlang bis wir zu einer schönen alten Steinbrücke kommen und dem Wegweiser für Parkplätze folgen. Das wird uns noch verwirren. Aber vorher spazieren wir zur Brücke und zur alten Mühle «The Old Mill Killin». Auf dem Weg liegt eine schöne Frau im Garten, welche Benno natürlich fotografieren muss. Hier sind viele Touristen, vor allem Pensionierte, die mit einem Car angereist sind.
Dann geht’s weiter auf dieser Strasse. Das Navi will uns wieder in eine sehr schmale Strasse führen. Wir folgen nicht. Links von uns ist ein See, den ich aber auf der Karte nicht finde. Nun fang ich an zu suchen, bis wir feststellen, dass wir genau in die Gegenrichtung fahren, nach Osten, anstatt nach Westen. Aber egal, auch hier ist es fantastisch. Wir fahren ans Ende dieses Sees, dem Loch Tay, nach Kenmore. Wir parkieren und genehmigen uns einen Kaffee direkt am Fluss Tay. Nun ist wandern angesagt, einfach mal dem Fluss entlang. Der Pfad ist mit Bäumen umsäumt, wie in den Filmen von Robin Hood. Auf einer kleinen Anhöhe steht ein Denkmal wie eine Art Mahnmal. Eine kleine, enge, runde Treppe führt hinauf. Der Rückweg führt uns auf der unteren Seite durch einen kleineren Pfad durch die Büsche und tiefhängenden Baumästen. Nach einer guten Stunde sind wir wieder beim Auto und fahren weiter über den Glen Cochill. Höchster Punkt ist bei ca. 1000 Fuss (ca. 300 müM). Wunderschöne Bergseen, kaum Bäume und Sträucher mit violetten Blüten, sieht aus wie ein Teppich. Danach geht’s wieder in Richtung Callander, aber natürlich nicht ohne Zwischenhalt an einem Coffee-Shop. Es gibt Kaffee und eine Art Früchtebrot, eines ist dunkles Brot, das andere ähnlich wie Panettone.
Zurück im Hotel Poppies, was soviel heisst wie Mohnblumen, sitzen wir auf der Wiese und geniessen die Sonne während wir die Route für Morgen studieren.
Tag 4: Fahrt nach Fort William
Beim Frühstück sieht es noch nicht nach Sonne aus. Heute gibt’s ein leichtes Frühstück. Nach dem Frühstück wird gepackt und ausgecheckt. Wir fahren Westwärts Richtung Fort William. Die Sonne zeigt sich immer mehr. Unterwegs machen wir einen Abstecher nach Oben. Die Hafenstadt hat ca. 8100 Einwohner. Für Segler und Taucher sehr attraktiv. Sie profitieren nämlich von der geschützten Lage. Die Insel Kerrara liegt wie ein Wellenbrecher vor der Küste Obans. Es gibt nicht viele Sehenswürdigkeiten, dafür aber eine Kuriosität, den McCaig’s Tower. Sieht aus wie ein Kolosseum und thront über der Stadt. Der Bankier McCaig hatte zwei Ziele mit dem Bau vor: erstens sich und seiner Familie ein aussergewöhnliches Denkmal zu schaffen und zweitens den vielen Arbeitslosen eine Beschäftigung zu geben. Leider wurde das Bauwerk nie vollendet, da McCaig vorher starb.
Hier ist auch die Whisky-Destilliere Oben zu Hause. Wir fragen nach, ob es die Führung auch in Deutsch gibt. Leider nein. Wahrscheinlich sind zu wenig deutschsprachige Touristen unterwegs. Also ziehen wir weiter.
Richtung Fort William fahren wir der Küste entlang. Das Meer gelangt fjordähnlich bis nach Fort William. Einige Male überqueren wir so einen Fjord. Unterwegs halten wir bei einer schönen Aussicht, beim Viewpoint Castle Stalkers an. Die Aussicht ist atemraubend schön. Im dazu gehörenden Restaurant bestellen wir einen Scottish Beef Burger. Der Burger schmeckt super, sieht auch sehr lecker aus. Gestärkt fahren wir nun in Fort William ein und finden das Guest House auf Anhieb. Benno hat das Geisterfahren schon voll im Griff. Das Guest House ist an leicht erhöhter Lage, so dass wir eine schöne Aussicht auf die Bucht haben.
Wir lernen jeden Tag mehr von der englischen Sprache. Die Einheimischen sind uns auch jederzeit behilflich und geduldig. Petra bringt nun doch mal ganze Sätze zusammen. Sonst haben wir das App des Google-Übersetzers täglich griffbereit. Der spricht uns sogar die Wörter vor.
Nun sitzen wir in der Lounge und planen bereits die morgige Route. Sie führt uns nämlich auf die Insel Skye. Aber mehr davon in der nächsten Ausgabe. Wir wissen noch nicht, ob wir in jeder Unterkunft Wlan bekommen.
Tag 5: Fort William nach Portree (Insel Skye)
Heute will es Benno wissen. Wie schmeckt Haggis? Haggis ist eine Spezialität aus der schottischen Küche. Weiteres werde ich hier nicht erläutern, ist nicht für jedermann verträglich. Wer’s interessiert kann ja nach Haggis googeln.
Also bestellt sich Benno ein schottisches Frühstück. Ich bleibe beim bekannten Frühstück. Auf Benno’s Teller findet sich nun ein Spielgelei, weisse Bohnen in Tomatensauce, ein Schweinswürstchen, eine Tomate, Pilze und eben Haggis. Dieser Haggis hat eine Konsistenz wie bei der Leberwurst. Aber nochmals bestellen wird ihn Benno nicht. Ich bekomme ein Spiegelei, Käse, Salami und Rohschinken. Dazu gibt’s wie immer Toast. Den Salami gebe ich Benno. Er hätte doch lieber Fleisch gehabt.
Nach diesem Frühstück packen wir unsere paar Sachen zusammen und checken im Guest Hous Guisachan wieder aus. Eines muss man schon sagen, wir werden trotz den Sprachschwierigkeiten immer sehr freundlich und geduldig empfangen. Am Schluss verstehen wir uns immer irgend wie.
Nun geht die Reise weiter nach Nord-Westen. Benno ist heute überaus gut gelaunt und betont dies mit seinem Opern-Gesang, wie er es nennt. Ich nenne es eher ein Gejaule. Wir fahren an verschiedensten Seen, welche übrigens Loch genannt werden (Loch Lochy, Loch Garry, Loch Gluanie) vorbei, über alte Steinbrücken. Zwischen den Bergen oder auch mal über einen kleinen Pass. Das Glen Shiel Gebiet wirkt rauh und wild mit seinen Moorlandschaften. Hier ist es auch am Kältesten, wir haben gerade mal 10 Grad und es ist ziemlich windig und regnerisch. Trotzdem ist die Weitsicht grandios. Am Ende erreichen wir Shiel Bridge. Von hier an geht’s dem Fjord (Meeresarm) entlang. Beim Eilean Donan Castle müssen wir natürlich anhalten und ein Foto schiessen. Denn schliesslich wurde hier ein Teil des Filmes «Highlander» gedreht. Wir sind nicht die einzigen. Hier stehen reihenweise Cars und Autos. Es regnet zwar grad, aber wir lassen uns die Stimmung nicht verderben.
Nach dem kurzen Halt fahren wir weiter auf die Insel Skye zu. Von weitem sieht man die gigantische Brücke vom Festland auf die Insel. Die Insel besteht hauptsächlich aus Mooren und Felsen, sie wird auch als die schönste Insel Schottlands bezeichnet. Hier tanken wir zum ersten Mal unseren Mercedes. Portree ist der Hauptort, wo wir unser Hotel auf Anhieb wieder finden (dem Navi sei Dank). Es gibt hier keine Haus-Nummern. Es ist noch nicht mal 14 Uhr. Wir beziehen unser Zimmer und erkunden danach das kleine Städtchen mit dem malerischen alten Hafen. Die Möven sind hier ziemlich frech, sitzen auf den Autodächern, die gerade parkieren und betteln. Uns ist aufgefallen, dass hier auf der Insel die Häuser schöner sind. Sie sind nicht nur grau in grau, sondern weiss oder wie hier farbig angestrichen. Nach unserem Rundgang und einer kleinen Stärkung ziehen wir uns auf das Zimmer zurück. Ein kleines Nickerchen tut gut. Heute Abend möchten wir nämlich den ersten Whisky probieren. Wir sind hier nämlich für 2 Nächte einquartiert. Nach dem Nickerchen von Benno ziehen wir nochmals um die Häuser. Im Hotel spielen wir eine Runde Billard, der Verlierer bezahlt jeweils eine Runde Whisky. Heutiger Spielstand: 3:1 für Benno.
Samstag Tag 6: Erkunden der Insel Skye
Heute Morgen beginnen wir den Tag mit Lachs, Toast und Früchten. Dann fahren wir der Küste entlang Richtung Norden zum zerklüfteten Berg Storr und der ca. 50 m hohen Felssäule «Old Man of Storr. Wir sehen ihn nur von weitem. Heute fahren nämlich dutzende Lenkradspeutzer auf der Strasse und die Strasse ist nicht sehr breit. Es scheint eine Tour de Skye zu sein. Etwas weiter nordwärts halten wir auf einem grösseren Rastplatz. Von hier aus haben wir einen herrlichen Blick auf den Kilt Rock und dem kleinen Wasserfall. Die senkrechten Basaltsäulen dieser Steilküste ähneln mit etwas Fantasie den Falten eines Schottenrocks, daher der Name Kilt. Hier haben wir einen genialen Ausblick auf die schroffe Felsküste und das Meer. Zum ersten Mal werden wir von den winzig kleinen Mücken (kleiner als unsere Fruchtfliegen) genervt. Im Gegensatz zu unseren Fruchtfliegen, pieksen diese. Unser Mückenschutz liegt natürlich im Hotelzimmer. Nach ein paar tollen Fotos fahren wir weiter zu den Quiraing Mountains. Von hier führt eine Rundwanderung durch den bizarren Felsgarten. Die Basaltberge, welche durch Erosionen die überraschendsten Formen angenommen haben, sehen zum Teil mystisch aus. Auf dem hohen Felsplateau mit Gras bewachsen sehen wir über die Insel Skye und auf’s Festland in alle Richtungen. Auch Schafe sehen wir überall, wie sie friedlich die Weiden abgrasen. Nach 2 1/2 Stunden sind wir wieder bei unserem treuen Weggefährten, dem Benz.
Wir fahren weiter, nun aber rüber an die Westküste nach Uig. In Uig ist der Fährhafen von wo wir Morgen mit der Fähre auf die Äusseren Hebriden fahren. Schon mal eine erste Besichtigung und Rundgang im Hafen. Dann fahren wir der Westküste entlang bis nach Sligachan, von wo wir wieder Richtung Portree fahren. Im Ort kaufen wir Wasser-Proviant ein. Man weiss ja nicht was uns in den kommenden Tagen erwartet. Im Zimmer packen wir die Koffer um. Aus dem grossen Koffer kommen jetzt die wärmenden Kleider in unser Handgepäck. So müssen wir nicht immer alle Koffer ins Zimmer schleppen.
Jetzt planen wir noch die morgige Route und dann meldet sich das Hungergefühl. In der gleichen Strasse ist ein Restaurant. Dort fragen wir nach einem Table for two. Es ist alles besetzt, aber wir sollen doch an der Bar warten und einen Apéro nehmen. An der Bar treffen wir ein Berner-Paar. Auch sie haben in Edingburgh ein Auto gemietet und sind aber nur für 2 Wochen unterwegs. So nach einer Woche einen netten Schwatz mit Schweizern ist doch schon sehr schön. Heute esse ich Muscheln. Ist lecker. Benno bestellt sich eine Art Voressen. Eigentlich wollte er ein Steak. Nach dem Essen geht's zum Billard. Ich habe noch was aufzuholen. Aber kann ich Benno verlieren lassen? Dann kann er nicht gut schlafen und wir müssen doch Morgen früh raus.... Ich habe keine Chance. Es steht 5:2 für Benno. Grrrrr.
Leider ist das Wlan zu schwach, unsere Fotos hochzuladen.
Sonntag, Tag 7: Überfahrt auf die Äusseren Hebriden
Der heutige Tag beginnt schon früh. Um 07.30 Uhr sind wir bereits beim Frühstück, denn um 8 Uhr fahren wir nach Uig, um für die Fähre nach Lochmaddy ein zu checken. Mit der Anreise nach Lochmaddy beginnt eine Zeitreise an den äussersten Rand Europas. Man sagt, dass hier die Uhren etwas anders gehen, die Bewohner nehmen es mit der Zeit nicht so genau. Ist uns egal, sofern die Fähre richtig fährt. Die Überfahrt dauert nicht ganz 2 Stunden. Lochmaddy ist der wichtigste Ort der Insel North Uist. Bei der Ankunft erkennen wir sofort eine komplett andere Welt. Die Westküste bietet wilde Klippen, herrliche einsame weisse Sandstrände, Dünen und Blumenwiesen. Das Inselinnere ist flach. Ein Grossteil befindet sich unter dem Meeresspiegel. Das Landschaftsbild scheint mehr aus Wasser als aus Land zu bestehen. Tausende kleine Seen. Wir besuchen den Steinkreis von Pobull Fhinn. In Calachan gibt es ein Smokehouse, wo man geräucherten Lachs, Forelle und Jakobsmuscheln kaufen kann. Da es aber Sonntag ist, sind hier alle Läden zu. Auf der Erkundungstour fahren wir an einen Standstrand. Was hier unseren Augen geboten wird hat niemand erwartet. Es fehlen uns die Worte. Schaut Euch nur die Bilder an.
Danach machen wir noch einen Abstecher zum Fährhafen, von wo wir Morgen auf die Nachbarinsel Harris übersetzen. Auf dieser Insel sind die Strassen zu 99% Single Roads. Das heisst, es gibt hier meist nur einspurige Strasse, aber alle 50 m kommt eine Ausweichstelle, sogenannte Passing Place.
Im Hamersay House Hotel bekommen wir ein schönes Zimmer. Zum Abendessen haben wir uns gleich hier angemeldet, da es sonst kaum Restaurants auf der Insel gibt. Zur Vorspeise gibt’s eine Platte mit geräuchertem Lachs, Lachstartare und geräucherter Forelle. Das ist sehr lecker.
Tag 8 (Montag): Zur Insel Harris
Das Frühstücksbuffet enthält genau das, was sich Benno schon lange wieder gewünscht hat: Käse, Fleisch und Gipfeli, dazu Schokogipfel als Dessert. Nach dem Frühstück fahren wir zum Hafen Berneray, wo uns die Fähre nach Leverburgh bringt. Bei der Fährstation müssen wir ca. 15 Minuten warten. Als wir auf die Fähre fahren wollen, kann Benno zwar den Benz starten, aber nicht abfahren. Die elektronische Handbremse ist angezogen und will sich einfach nicht lösen. Wo kann jetzt beim Benz die Handbremse gelöst werden? Benno wird langsam nervös, weil hinter uns auch noch Fahrzeuge auf die Fähre wollen. Endlich finden wir den Hebel auf der rechten unteren Seite, dort wo sonst der Hebel für die Motorhaube liegt. Huch, nun geht’s doch noch auf die Fähre und wir haben wieder was gelernt. Das Fahrzeug wurde uns bei der Übergabe nämlich nicht gezeigt, geschweige denn noch erklärt. Man hat uns einfach den Schlüsssel in die Hand gedrückt. Ich konnte noch auf ein paar Mängel hinweisen, das war’s dann auch schon.
Während der Überfahrt geht natürlich beim Benzli die Alarmanlage los. Es fährt noch ein anderer Benz mit, bei dem auch die Alarmanlage los geht. Nun wissen wir zumindest, dass uns dieses Auto nicht so einfach gestohlen werden kann. Die Überfahrt dauert eine Stunde zwischen den vielen kleinen Inselchen hindurch. Die Fähre fährt sozusagen im Zick-Zack. Dann verlassen wir die Fähre und entschliessen uns der Küste entlang um North Harris zu fahren. Es gibt nur Single Roads. Rechts und links von der Strasse Steinhügel. Wir sind in einer Steinwüste gelandet. Zum Teil kommt man sich vor wie auf einer Mondlandschaft. Dazwischen wieder wunderschöne Buchten mit steilen Klippen. Auf der anderen Seite weisse Sandstrände und Weiten von Sandbänken. Leider geht auch der Wind sehr stark und es hat angefangen zu regnen. Es ist gar nicht so einfach, die Kamera ruhig zu halten, um ein paar Eindrücke fest zu halten. Die Küstenrundfahrt der Insel North Harris ist schnell erklärt, sie umfasst auch nur ca. 33 km. Also suchen wir unsere Unterkunft, das Scarista House. Von Aussen sieht sie alt und herunter gekommen aus. Dazu hängen auch noch Militärhosen an der Wäscheleine. Benno ist skeptisch und wartet im Auto und schickt seine liebe Frau vor um einzuchecken. Also gehe ich hinein. Ich werde sehr herzlich empfangen, aber erstaunt, dass ich alleine komme. Als ich dem Herrn im Militärlook erklärte, dass mein Mann im Auto wartet, zieht er nur eine Augenbraue hoch. Er zeigt mir freundlich das Haus und unser Zimmer. Punkt 20 Uhr sei das Nachtessen. Es gibt ein einheitliches Nachtessen für alle Gäste. Er erklärt mir auch noch, dass dies ein sehr altes Haus ist und hier früher der Minister der hiesigen Kirche wohnte. Ich bedanke mich für die Führung und gehe zu meinem wetterscheuen Mann ins Auto zurück. Langsam haben wir doch etwas Hunger. Es gibt aber kaum Cafés oder Restaurant, oder sie haben heute gerade geschlossen. Also fahren wir zum Hafen zurück, wo ein gutes Restaurant offen hat. Hier stärken wir uns und geniessen die Aussicht auf den Hafen. Jetzt beziehen wir aber definitiv unsere Unterkunft und Benno ist ziemlich gespannt. Die Militärhosen gehen ihm einfach nicht aus dem Kopf. Beim Eintreten in das Haus und das Zimmer werden seine Vorurteile schnell beseitigt.
Wir sind auch positiv überrascht, dass wir hier Wlan haben.
Tag 9 (Dienstag): Umgebung North Harris
Heute bestellen wir zum Frühstück Rührei mit Lachs. Dazu gibt’s wie immer Toast und Früchte. Eigentlich habe ich mich schon auf das feine Brot von gestern Abend gefreut, aber das gibt’s nur beim AbendessenL
Nachdem Frühstück fahren wir der Küste entlang nach Tarbert. Tarbert ist ein kleines verschlafenes Küstenörtchen mit einem Fährhafen. Hier gibt’s ein paar Geschäfte, Restaurants und eine Bank. Von hier biegen wir nach Hushinish ab, eine Single Road, die steil hinauf und wieder runter geht. Hier kommt man sich vor wie auf einer Achterbahn, man sieht nicht wo die Strasse nach der Kuppe hinführt. Mit etwas Geschwindigkeit könnte man hier abheben. Das lassen wir aber lieber sein. Auf halbem Weg kommen wir zum Castle Amhuinnsuidhe vorbei. Das Schlösschen wurde im 19. Jh. im schottisch-aristokratischen Stil gebaut und steht auf ca. 220 km2 Land. Es ist eine wahre Oase. Es ist in Privatbesitz und kann nur von Aussen besichtigt werden. Wir haben gelesen, dass man hier zwar Übernachtungen buchen kann, eine Nacht kostet im Minimum Fr. 380.--. Da müsste man sich doch wie eine Prinzessin fühlen. Nach einem kurzen Stopp fahren wir diese Route weiter bis zum Ende nach Hushinish. Hier gibt es ein paar Camper und die reine raue Natur mit einem wunderschönen Sandstrand. Es windet sehr stark, dazu Nieselregen. Das ist als Brillenträger das mühsamste. Man sieht nach wenigen Minuten nicht mehr klar. Wir gehen trotz des Windes an den Strand.
Es geht nur in eine Richtung zurück. Die gleiche Berg- und Talfahrt bis nach Tarbert. In Tarbert besuchen wir einen Harris Tweed Shop. Der Tweed ist ein sehr robuster grober Wollstoff, meist auch in Karomuster gesponnen. Typisch schottisch eben. Hier kaufe ich, Petra, eine Umhängetasche und das passende Portemonnaie dazu. Somit habe ich mein Souvenir von Schottland. Nach dem shoppen besuchen wir ein Restaurant, wo wir eine Kleinigkeit essen. Weiter geht’s dann wieder Richtung Hotel. Unterwegs machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Tempel Café. Nun geht’s wirklich zurück. Es ist schon 15.30h. Wir möchten noch die Route für Morgen planen, dann geht’s nämlich weiter nach Norden, nach Stornoway.
Das Abendessen war gestern wieder ein Hit. Es gab Langusten. Wir mögen dies beide sehr gerne, aber diese Schälerei…. Und am Schluss hat man kaum noch Fleisch zum essen. Dieses Cottage war wirklich wunderbar gemütlich und sehr schön im alten Stil erhalten.
Tag 10 (Mittwoch): Tagesziel ist Stornoway
Wir beginnen den Tag mit einem feinen Frühstück. Danach verabschieden wir uns und weiter geht die Reise Richtung Norden zur Insel Lewis. Zum Abschied versöhnen wir uns noch mit dem Wetter der Insel Harris. Ein paar Sonnenstrahlen und blaue Flecken am Himmel lassen die Umgebung in neuem Licht erscheinen. Unterwegs überqueren wir den Clisham Gebirgspass. Die Passhöhe ist auf 799 müM. Ab hier sind wir auf der Insel Lewis. Die Insel Lewis ist die grösste Insel der Äusseren Hebriden. Die meisten Bewohner leben im grössten Ort Stornoway, der auch der Hauptort der ganzen Inselgruppe ist. Ansonsten gibt es ein paar Häuser an den Küsten. Im Landesinnern sieht man kaum ein Haus.
An der Westküste, westlich von Stornoway besuchen wir die Callanish Standing Stones. Die Callanish Standing Stones ist ein Steinkreis, welcher archäologisch nur von den Stonehenges übertroffen wird. Sie sind in der Form eines keltischen Kreuzes angelegt. Das Kreuz besteht aus 54 Steinen und ist sehr gut erhalten. In der Mitte steht der 5m hohe Zentralstein, zu dessen Fuss liegt eine kleine Grabkammer. Hier wurden die Verstorbenen der umliegenden Dörfer begraben.
Weiter dieser Küste entlang finden wir eine Black-House-Siedlung. Da wir uns darunter nicht wirklich was vorstellen können, gehen wir rein. Die Häuser stehen unter Denkmalschutz. Im Innern ist es kuschlig warm, aber nicht im Blei. Im Haus geht man genau so hinauf, wie draussen. In einem anderen Haus zeigt ein Weber sein Handwerk. Aber warum nennt man diese Häuser Black House? Das Black House ist die englische Bezeichnung für einen traditionellen Haustyp in den Highlands von Schottland. Es wurde üblicherweise aus einer doppelwandigen Trockensteinmauer gebaut, der Zwischenraum verfüllt mit Erde oder Torf. Die hölzernen Dachbalken wurden mit Soden oder Schilfrohr bedeckt. Der Boden bestand üblicherweise aus Steinplatten oder festgetretener Erde. Meist in der Mitte des Wohnraumes befand sich eine zentrale Feuerstelle, in der ein Feuer permanent brannte. Gewöhnlich wurde Torf zur Feuerung verwendet. Das Dach hatte keinen Rauchabzug, der Rauch zog durch das Dach. Im Giebel wurden Nahrungsmittel aufbewahrt, da sie durch den Rauch und den Sauerstoffmangel konserviert wurden.
Auf der Weiterfahrt entdecken wir in einem Garten einen grossen Bogen, welcher aus einer Blauwalrippe ist und unter dem die Harpune hängt, die den Wal erledigte. So steht‘s jedenfalls geschrieben. Vor Stornoway biegen wir links ab, um unsere Unterkunft anzufahren. Es ist ein Privathaus mit dem Namen Seaside Villa. Vielleicht war es vor vielen Jahren mal eine Villa. Das Zimmer ist jedenfalls zweckmässig und Wlan gibt’s hier auch. Eingecheckt und nun geht’s ab an den Hafen von Stornoway. Benno klagt über Hunger. Am Hafen ist doch einiges los, was wir irgendwie auch schon vermisst haben. Wir sind auch froh, dass es Übermorgen wieder auf’s Festland geht. Natürlich hat auch Stornoway ein Castle, das Lews Castle. Das Anwesen ist sehr gross und auf den Ländereien befinden sich zahlreiche Aussengebäude und auch das Lews Castle College. Schon lange will ich mal auf einen Leuchtturm. So fährt Benno für mich an den äussersten Zipfel der Bucht, wo ein Leuchtturm steht. Leider dürfen wir ihn nur von aussen sehen. Irgend ein Leuchtturm wird doch wohl mal zu besteigen sein. Ich gebe nicht auf. Es gibt am nördlichsten Punkt der Insel den Leuchtturm «Butt of Lewis». Den sehen wir uns Morgen an. Für heute ist es genug.
Tag 11 (Donnerstag) Ausflug
Heute beim Frühstück sind genau 4 Personen. Plötzlich höre ich ein Wort, das ich auf Anhieb verstehe. Nein, es ist kein Englisch und kein Französisch. Es sind Schweizer! Wie witzig, denn sie haben die Reise auch bei Kontiki planen lassen, aber in einer kürzeren Form. Sie haben 6 Tage weniger Zeit. So konnten wir etwas über die erhaltenen Eindrücke Schottlands plaudern. Die Zimmer-Vermieterin kommt auch noch dazu und gibt uns einen Tipp für einen Ausflug. Great Bernera soll sehr schön sein. Diesen Tipp nehmen wir gerne an, obwohl ich heute unbedingt zum Leuchtturm will.
Great Bernera ist eine kleine Insel, die mit Lewis durch eine 25m lange Brücke verbunden ist. Auf der Insel sind einige Häuser, aber alle ziemlich verstreut. In einer Bucht gibt es ein Dorf aus der Eisenzeit. Eines der Häuser wurde hervorragend wieder aufgebaut. Es sieht von weitem wie ein Hügel oder ein Erdhaufen mit Moos aus. Zum Eingang geht’s die Treppe runter. Auch hier gibt es einen schönen Sandstrand und hohe Klippen.
Wieder zurück auf der Insel Lewis besuchen wir den Dun Carloway Broch. Und wie es sich heute so eingependelt hat, fängt es wieder an zu regnen. Immer wenn wir aus dem Auto steigen. Gut kann uns das Wetter von nichts abhalten, schliesslich sind wir darauf vorbereitet, ausser dass unsere Regenhosen noch im Koffer sind und nicht an unseren Beinen. Wir werden aber gleich daraus lernen.
Also wir steigen zu der Ruine auf. Brochs sind kreisrunde Türme aus der Eisenzeit. Es gibt eine kleine Geschichte dazu, die wir euch nicht vorenthalten wollen:
Die Morrisons waren räudige Viehdiebe! Und diesmal waren sie so dumm, sich erwischen zu lassen. Donald Cam MacAulay hatte die Bande mit seinen Begleitern schon seit Tagen verfolgt, hatte sie quer über das Meeresloch Ròg gehetzt und jetzt sahen die Morrisons keinen anderen Ausweg, als sich im Broch Dun Carloway zu verschanzen. Sie glaubten sich geschützt durch die hohen Mauern des alten Turms. Dun Carloway war schon immer da gewesen. Noch vor den MacAulays und den Morrisons. Es hatte ganzen Familien Geborgenheit gegeben, hatte den Jahrhunderten getrotzt. Doch durch Donalds Hand sollte es nun fallen. Zuerst tötete er die Wache aussen und seine Männer blockierten den Ausgang. Dann – einen Dolch in jeder Hand als Steighilfe – erklomm Donald die Außenmauer des Brochs Meter für Meter. Oben auf dem Rand zog er dann Bündel von Heidekraut hinauf, setzte es in Brand und warf es hinab. Immer mehr und mehr, bis Rauch und Feuer ihre Arbeit geleistet hatten, bis im Broch kein Ton mehr zu hören war. Die Viehdiebe waren tot, das Broch ihr Grab. Die waghalsige Geschichte erzählt man sich heute noch.
Brochs wurden übrigens ohne jeglichen Mörtel errichtet. Dun Carloway war eine Meisterleistung der Bauherren. Denn der Turm hat immerhin einen Durchmesser von 14 Metern und musste innen noch Holzgalerien tragen, auf denen die Bewohner schlafen und Leben konnten.
Unterdessen fängt es so richtig an zu regnen und dazu noch der starke Wind. Die Regenjacke hält dicht, doch läuft das Wasser an der Jacke herunter auf unsere Wanderhosen, die dann irgendwann nicht mehr abperlen mochten. So werden wir also klitschnass mit dem Gedanken, dass wir zum Glück noch Regenhosen dabei haben.
Endlich fahren wir zu «meinem» Leuchtturm, zum «Butt of Lewis» am nördlichsten Punkt der Insel. Die Strasse führt über eine Art Hochebene, weit und breit nur Moorlandschaft und Heidekraut. Unterwegs halten wir an. Die nassen Wanderhosen müssen ausgezogen werden. Jetzt ziehen wir aber gleich die Regenhosen an. Beim Leuchtturm steigen wir aus. Leider können wir auch hier nicht in diesen Leuchtturm rein. Über die Geschichte des Leuchtturms ist wenig überliefert. Bekannt ist, dass das Gebäude 1862 fertiggestellt und in Betrieb genommen wurde. In den Anfangsjahren wurde das Leuchtfeuer mit pflanzlichem oder Fischöl betrieben und dann 1869 auf Paraffin umgestellt. Möglicherweise sendete der Butt-of-Lewis-Leuchtturm zu dieser Zeit noch ein kontinuierliches Signal und nicht wie heute Blitze. Auf den Klippen pfeift der Wind derart stark, dass der Ort schon einmal ins Guiness Buch der Rekorde aufgenommen wurde – als stürmischste Gegend Großbritanniens. So hoch der Turm aufragt, so tief fallen die Klippen wenige Meter hinter ihm ab. Steil geht es runter zum tosenden Meer, einzelne Felsen ragen noch aus dem Wasser und bieten Vögeln einen vorgelagerten Nistplatz. Auch Seehunde tollen sich hier im Wasser. Wir haben das Glück gleich drei von ihnen zu sehen. Es ist als hätten sie uns mit ihrem Gegrunze gerufen und beobachten uns jetzt.
Der Butt of Lewis ist tatsächlich ein Ort, an dem man spürt, dass danach nichts als das Nichts kommt. Für uns ein wirklich beeindruckender Ort.
Nun ist Essen angesagt. Auch ein Kaffee würde jetzt gut tun. Wir fahren an den Hafen von Stornoway und gehen wieder in das gleiche Café wie gestern, in das An Lanntair. Hier isst man sehr gut und die Sicht auf den Hafen ist einmalig. Heute bestelle ich ein Risotto. Das ist sensationell. Nach der Stärkung spazieren wir durch die Gassen von Stornoway. Benno findet nun auch sein Souvenir von Schottland, eine warme Mütze, wie sie die Russen tragen. Nun kann kommen was wolle….
Auf dem Rückweg zur «Villa» kaufen wir in einem Supermarkt etwas Proviant und Wasser für Morgen ein. Und zum Schluss schreibe ich im Zimmer diese Zeilen und draussen erhellt sich der Himmel. Heute zum ersten Mal.
Tag 12 (Freitag): Überfahrt nach Ullapool
Heute verlassen wir die Hebriden-Inseln und fahren mit der Fähre von Stornoway zurück auf’s Festland nach Ullapool. Wir müssen aber erst um 13 Uhr einchecken. So haben wir noch etwas Zeit ein Kriegsdenkmal über Stornoway zu besichtigen. Hier wurde ein Steinkreis mit Gedenktafeln der Gefallenen zwischen 1939 und 1945 errichtet. Von hier oben haben wir eine prächtige Aussicht über Stornoway. Nun fahren wir zum Hafen runter, schlendern durch die Gassen, gehen in die Läden rein und raus. Benno kauft sich noch einen Rundhals-Schal, einen Snood. Nun wird er sicher nicht mehr frieren. Hihi. Aber auch ich kaufe mir eine Kappe, weil es oft sehr stark windet und wir sind uns das nicht gewohnt. Nachher sitzen wir in ein Tea Room und trinken Kaffee. Dann endlich ist es soweit, wir fahren auf die Fähre. Das Wetter sieht nicht sehr einladend aus und wir sind über 2 Stunden auf dem Meer. Ein Blick zurück und die Skyline von Stornoway zeigt sich von der besten Seite. Die Überfahrt ist aber nicht so schlimm, die Fähre schwankt nur ganz wenig. Aber wir haben länger als angenommen. Nach 2 Stunden sehen wir erfreut das Festland am Horizont. Nach weiteren 30 Minuten verlassen wir die Fähre in Ullapool und steuern direkt unsere Unterkunft an. Essex Cottage heisst sie. Direkt am Meer, nur die wenig befahrene Strasse liegt dazwischen. Die Hausdame ist sehr freundlich, gibt uns auch noch ein paar Tipps für das Nachtessen. Ullapool ist ein kleines Städtchen mit einer hübschen Hafenpromenade und vielen kleinen Läden und Restaurants. Beim Spaziergang durch die Strassen sehen wir einen Yvonne-Laden. Smile. Hübsche farbige Mützen, Schals und eine kleine freundliche Frau, die uns in ihrem Laden herzlichst begrüsst. Alles Handarbeiten. Hier sieht man auch so stehende Briefkästen, wie man sie in den englischen Filmen manchmal noch sieht. Hier soll es auch viele schöne Wandermöglichkeiten geben. Also gehen wir ins Touristen-Info Büro. Der Herr ist sehr freundlich und zeigt uns einige Möglichkeiten, gibt uns sogar seinen laminierten Plan mit, den wir ihm Morgen einfach in den Briefkasten werfen sollen. Auf dem Rückweg kauft sich Benno eine kleine Whisky-Flasche, einen JURA Single Malt Scotch Whisky. Den werden wir im Zimmer trinken. Während ich das Tagebuch schreibe, kann ich direkt auf’s Meer sehen.
Tag 13 (Samstag)
Das Wetter ist noch nicht so toll. Trotzdem entscheiden wir uns für die 3-stündige Tour, die uns der Herr vom Touristen-Info Büro empfohlen hat. Wir ziehen alles an, was es an Schutzkleidern in unserem Repertoire zu bieten hat. Das sind Wanderhosen und darüber die Regenhosen, dann ein T-Shirt, wärmende Jacke, Windjacke und darüber die Regenjacke, Kappe und Halswärmer. Natürlich gehört auch der Rucksack mit Wasser und ein paar Gutzi dazu. Voll ausgerüstet wandern wir durch Ullapool an den Startpunkt der Route. Gleich ausserhalb geht es einen schmalen Pfad hinauf, zwischen grünen Sträuchern hindurch. Schon nach kurzem Aufstieg präsentiert sich uns das Städtchen Ullapool vor unseren Füssen. Auch tut sich der Himmel langsam auf und ein paar Sonnenstrahlen wärmen die Luft und legen die Umgebung in eine wunderschöne farbige Landschaft. Hier ziehen wir schon die erste Schicht aus. Die warme Jacke kommt jetzt in den Rucksack, auch Kappen und Schal. Wir nehmen den Abstecher auf den Gipfel in Kauf. Oben auf 300 müM haben wir eine grandiose Rundsicht über die Meeresbucht von Ullapool und die vorgelagerten kleinen Inseln. Benno baut ein Steinmandli und freut sich darüber. Nach dieser herrlichen Aussicht steigen wir das kurze Stück wieder hinunter und nehmen den Pfad um diesen Berg herum. Dann geht es ein Stück durch das Weideland von Kühen und Kälber. Ein Schild beim Gatter weist uns darauf hin, dass man ruhig und vorsichtig dem Pfad entlang gehen soll. Ich habe immer ziemlichen Respekt, wenn wir an Kühen mit Kälbern vorbei gehen. Wenn es um die Kinder geht, werden Mütter zu Furien. Womit wir aber nicht gerechnet haben, mit einem Stier. Da steht ein Stier mitten auf dem Pfad. Er schaut uns entgegen. Wir bleiben stehen. Ein mulmiges Gefühl ist das schon. Der Bulle schreitet nun weiter dem Pfad entlang, eine Kuh folgt ihm. Endlich verlässt er den Pfad. Die anderen Kühe stehen alle etwas weiter oben. Wir gehen vorsichtig weiter, dann kommt plötzlich Hektik auf, denn die Kühe rennen Richtung Stier und da stehen sie alle plötzlich in einer Reihe und schauen zu uns runter. Es sieht aus wie ein Heer auf dem Hügel vor dem Angriff. Uns beiden ist das nicht so richtig Geheuer, aber wir gehen weiter und immer die Herde im Blick. Weiter vorne ist das Gatter, unsere Sicherheit. Vor uns fliesst ein Fluss durch eine kleine Schlucht. Wir gehen der Strasse entlang und können gleich zusehen, wie 2 Bauern auf dem Quad und 3 Hunde die Schafe zusammen treiben. Wie die mit den Quads durch das Moorland und zwischen den Felsen hindurch fahren und so die letzten Schafe zwischen den abgeschiedenen Hängen vorwärts treiben ist sehr interessant zu verfolgen. Gleich kommen wir wieder nach Ullapool. Und nun nehmen wir das Auto und fahren zum Wasserfall am Ende des Fjords. Dort soll eine Aussichtsplattform über der Schlucht und eine Hängebrücke sein. Auf den Spuren von Indiana Jones folgen wir dem Pfad. Na ja, eine Hängebrücke ist es schon, aber nicht so spektakulär wie wir hofften. Nun wollte ich noch zum Inverewe Garden. Der ist kurz vor Gairloch. Die warmen Strömungen des Nordatlantiks und des Golfstroms schaffen hier eine wahre Oase von Farben und Fruchtbarkeit, in der exotische Pflanzen aus vielen Ländern der Welt wachsen. Ich stelle mir vor, dass wir durch einen Ort mit vielen Blumen und Pflanzen schlendern können. Tja, das war dann halt nicht ganz so. Unterwegs müssen wir unbedingt anhalten. Was sich da unseren Augen bot ist unbeschreiblich. Eine Aussicht wie im Bilderbuch. Hier nehmen wir unser Picknick aus dem Rucksack. Dann geht’s weiter zum Garten. Es ist wie bei einem grossen Gartencenter, wie z.B. beim Schwitter, nur das man halt Eintritt bezahlen muss. Wir entscheiden uns für einen feinen Kaffee im Restaurant. Dafür ist Benno extra für mich so weit gefahren, aber die gleiche Strecke zurück will er auch nicht mehr fahren. So entschliessen wir uns erst mal in Richtung Inverness zu starten. Das Navi gibt uns über eine Stunde Fahrzeit an. Das schöne ist ja, dass wir immer wieder neues entdecken. Wir fahren über eine Hochebene mit einem grossen Stausee und Staudamm, an vielen weiteren kleinen Seen entlang, bis wir wieder zur Strasse Richtung Ullapool kommen. Nun ist es nicht mehr weit.
Es gibt noch einen Nachschlag für gestern. Wir gehen ins Argyll Hotel essen und zwar in dessen Pub. Zum Essen bestellen wir eine Flasche Rotwein. Während des Essens kommt ein pensioniertes Schweizerpaar aus der Ostschweiz an unseren Nebentisch und fragt uns, ob wir auch wegen der Musik hier seien. Welche Musik? Na die Country-Musik. Es spiele eine Band. Das ist ja toll. Bis 9 Uhr haben wir sicher fertig gegessen. Kurz vor 9 Uhr werden dann auch alle Teller, Bestecke und Bestellkarten abgeräumt. Die Band stellt unterdessen ihre Instrumente auf. Langsam füllt sich das Lokal. Die Band fängt an. Super Musik und erst recht die Stimmung! Wau. Eine Zeitlang sitzen wir alleine an unserem 4er Tisch. Dann aber werden wir so richtig zusammen gestossen, damit viele Platz haben. Die Stimmung ist genial. Es wird getanzt, wenn man dies tanzen nennen kann, gehüpft, gesungen und gelacht. Eine junge Einheimische hat sich unser angenommen (vielleicht sahen wir etwas verloren aus). Sie erzählt uns viel über Whisky, über die Unterschiede der Whisky’s von der West-, Nord-, Zentral- und Ostküste. Nun hat es mich schon gewundert, woher sie das alles weiss. Sie arbeitete in verschiedenen Bar’s, da müsse man die Whisky’s schon etwas kennen. Scheint mir auch klar. Dann möchte sie uns eine Runde spendieren. Benno sagt natürlich nicht nein zu einem Guiness (daran hat er sowieso den Narren gefressen, oder er kann nur das bestellen. Hihi) Zu diesem Zeitpunkt habe ich gar keine Lust mehr was zu trinken. Also bringt sie nebst Benno’s Guiness auch noch einen Whisky für mich mit.
Einer tanzt mit Gummistiefeln als hätte er ein Pferd unterm Hintern, der andere kommt im Spiderman-Kostüm und ein älterer Herr amüsiert uns am meisten. Er erinnert uns nämlich sofort an Erwin, wenn er einen über den Durst genossen hat. Er tanzt sich elegant übers Parkett, einmal linkes Bein hoch, dann rechtes Bein hoch, vor den Damen in die Knie und hat sichtlich einen mega Spass. Es haben auch Gäste bei der Band vorne mitgesungen. Bis Mitternacht ist die Stimmung total genial. Dann ist zum Glück Schluss. Wir haben wieder was dazu gelernt: erstes Mal bimmeln = letzte Runde kann bestellt werden, zweites Mal bimmeln = jetzt ist Schluss.
Vergnügt und erheitert von dem tollen Abend schlendern wir zum Cottage zurück. Es ist auch schon spät und Morgen gibt’s und 8 Uhr Frühstück. Das Licht lösche ich um 01.30 Uhr.
Tag 14 (Sonntag): Weiterfahrt nach Scourie
Der Sonntag ist bekanntlich zum Ruhen da. Nach etwas wenig Schlaf stehen wir trotzdem pünktlich um 8 Uhr im Frühstücksraum. Heute fahren wir zum Glück nur ca. 70 km bis zum Ziel. Wir fahren der Küste entlang bis zum Loch Assynt. Dort nehmen wir die Route zum Point of Stoer. Ein weiterer Versuch einmal in einem Leuchtturm ganz oben zu stehen. Es wird auch diesmal nichts. Dafür aber wieder diese hohen steilen Klippen und unten im Meer beobachten uns einige Seehunde. Wieder zurück auf der Hauptstrasse fahren wir über eine Brücke, die Kylesku Bridge. Sie wurde 1984 eröffnet und damit konnte der Fährbetrieb abgelöst werden. Für diese Region eine sehr wichtige Verbindung. Nach kurzer Zeit, bereits um 13 Uhr, treffen wir in unserer Hotel Eddrachilles ein. Ein hübsches Hotel, das etwas versteckt auf einer Anhöhe steht. Das Zimmer ist aber erst ab 15 Uhr beziehbar. Wir fahren noch ein Stück weiter ins Dorf. Neben dem Campingplatz ist ein Restaurant, wo man draussen sitzen kann. Heute ist so ein wunderschöner Tag. Am liebsten würden wir irgendwo an die Sonne liegen und etwas schlafen. Aber der Rasen ist zu feucht oder diese kleinen Biester schwärmen aus oder es ist nicht bequem. Dann ist es endlich Zeit, ins Hotel zu fahren und das Zimmer zu beziehen. Vom Zimmerfenster aus haben wir eine prächtige Aussicht auf die Bucht. In 5 Minuten gibt’s Kaffee, Tee und Kuchen. Für das Nachtessen haben wir gleich hier reserviert, denn es gibt in nächster Umgebung nicht so viel. Wenn wir mal ganz still sind, hört man die Möven und andere Vögel, sonst nichts. Eine unglaubliche Ruhe.
Infolge schwachem WLAN werden wir die Bilder später hochladen.
Tag 14 (Montag): Tagesziel ist das Auld Post Office in Spittal by Thurso
Wir verlassen die Westküste und fahren ganz hoch in den Norden. Vor Durness besuchen wir die Smoo Cave. Dies ist eine aus 3 Kammern bestehende Höhle. Die erste Kammer ist ein 60 m langes und 40 m hohes Gewölbe. Über einen Holzsteg gelangt man zur zweiten Kammer, wo ein tosender Wasserfall vor uns in die Tiefe fällt. Leider ist der Wasserstand zu hoch, so dass wir die dritte Kammer nicht begehen können. Das heisst, hier würde uns ein Höhlenforscher mit einem Gummiboot abholen und in den unterirdischen See führen. Na ja, nur schon diese Höhle zu sehen ist grandios. Wir kommen uns darin total klein und winzig vor. Nach Durness führt uns die Strecke der Nordküste entlang. Die Landschaft zeigt sich in einem ganz anderen Bild. Es ist freundlicher und einladender. Es gibt grüne Wiesen und Kornfelder. Weite Flächen und viele Windräder. Nicht nur Schafe, sondern auch viele Rinder. Die Temperaturen sind milder, trotz des starken Windes. In Strathy führt ein Weg zum Strathy Point, wo ein Leuchtturm steht. Aber Benno findet dies ein «Löli»-Leuchtturm, der genauso aussieht wie die anderen. Ist ja auch klar, denn es sind die gleichen Ingenieure am Werk gewesen. Also fahren wir direkt nach Thurso. Thurso zeigt ein charakteristisches Stadtbild mit ungeordneten, ins flache Land gestreuten Häuserwürfeln. Die kleine Stadt ist ein wichtiges Versorgungszentrum von ganz Nordwestschottland. Wir bummeln etwas durch das kleine Städtchen und genehmigen uns einen kleinen Imbiss in der Y-Not Bar and Grill. Da wir noch genügend Zeit haben, fahren wir zum nördlichsten Punkt des Festlands von Schottland. Zum Duncansby Head. Auch hier steht natürlich ein Leuchtturm. Dieser ist aber nicht die Attraktion, sondern die Klippenwanderung. Spektakulär ist Duncansby Head vor allem wegen seiner zerklüfteten Felsformationen und Felsnadeln, den so genannten Duncansby Stacks. In den Klippen nisten viele seltene Seevögel, darunter auch die Papageitaucher. Nach dieser Klippenwanderung fahren wir zum ersten Mal der Ostküste entlang zu unserem Domizil für die nächsten 2 Nächte. Es liegt an der Hauptstrasse, doch nach hinten haben wir zum ersten Mal einen Sitzplatz mit Sicht auf einen wunderschönen kleinen Grünpark. Wir geniessen nun hier draussen einen Kaffee. Übrigens gibt es in jedem Zimmer, das wir bis jetzt hatten, immer einen Wasserkocher, löslichen Kaffee oder Tee und dazu ein paar Guetzli.
Tag 15 (Dienstag): Tag für die Umgebung
Das Frühstück überrascht uns. Das Zimmer, das Bad, der Gartensitzplatz und der Umschwung ist ja schon sehr schön, aber das Frühstück…. Genial. Wir kommen in das Wohnzimmer des Gastgeberpaares und da steht ein weiss gedeckter ovaler Tisch. Sofort fällt uns die Coupschale mit den frisch zubereiteten Früchten und der Orangensaft auf. In der Schale liegen Erdbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren und Heidelbeeren. Lecker. Daneben das übliche, wie Butter, Konfi und Milch. Auf dem Buffet gibt’s Joghurt und Müesli. Wie überall in Schottland kann man auch hier noch warme Speisen bestellen. Wir bestellen Rührei mit Lachs. Normalerweise wurde der Lachs unter das Rührei gemischt. Hier bekommen wir einen mit viel Liebe zum Detail angerichteten Teller mit Lachs, daneben das Rührei und Toastbrot. Wunderbar. Gestern Abend haben wir noch die toll zusammen gestellte Mappe mit Ausflugsmöglichkeiten durch geblättert. Darin sind eigens erstellte Fotos zu bestaunen und Tipps, die sonst in keinen unseren Unterlagen zu finden sind. Am meisten interessieren uns die Whaligoe Steps. Whaligoe heisst so was wie Einlass der Wale. Whaligoe war ein kleiner natürlicher Hafen zwischen zwei Klippen, einst ein wichtiger Anlegeplatz für Fischerboote. Im 18. Jahrhundert wurden 365 Stufen aus Steinplatten angelegt, damit die Fischer ihre gefangenen Heringe in Körben hinauf schleppen konnten. Die Stufen sind echt steil. Wir sind ganz alleine in der Bucht und können das fabelhafte Wetter geniessen. Es ist hier nämlich kaum Wind und der Himmel strahlend blau. Die Whaligoe Steps sind nicht ausgeschildert, auch unser Navi kennt sie nicht. Die Stufen werden von Einheimischen in eigener Sache instand gehalten. Beim Eingang kann man aber einen Zustupf einwerfen.
Nach diesem schönen Erlebnis fahren wir weiter nach Wick. Die Hafenstadt Wick ist der Hauptort der Grafschaft Caithness. Wick boomte früher wegen der Heringsfischerei. Heute dient der Hafen vorallem als Öl- und Fährhafen. Wick ist aber auch Sitz der bekannten Whisky-Destillerie «Old Pulteney». Dazu komme ich später noch. Denn eine Führung ist erst um 14 Uhr. Wir haben also noch Zeit und schlendern durch die Strassen von Wick. Dann besuchen wir das «Wick Heritage Center», ein Museum mit einem Leuchtturm. In diesem Museum wird uns aufgezeigt, wie die Leute hier lebten, wie sie die Heringe aus den Booten an Land brachten, in Fässer leerten und über jede Schicht Salz streuten, damit die Fische frisch blieben. Die Frauen nahmen die Fische aus und wieder werden sie in Fässer gefüllt und mit Salz bedeckt. Eine Knochenarbeit war das. Hier kann ich den Leuchtturm endlich ganz nah betrachten. Eigentlich ist es nicht das, was mich an Leuchttürmen interessiert, sondern mal da oben stehen und die Rundumsicht zu geniessen. Nun ist es aber Zeit zur Whisky-Destillerie zu fahren und uns für die Führung anzumelden. Pünktlich um 14 Uhr beginnt die Führung, natürlich alles in Englisch. Wir verstehen so häppchenweise was. Zum Schluss gibt’s die Degustation von einem 12-, 17- und 21-jährigen Old Pulteney. Ich bin ja nicht gerade ein Whisky-Experte, aber am ehesten schmeckt mir der 12 Jährige. Der ist am mildesten und hat am wenigsten Volumen Prozente. Der 17 Jährige kann ich grad noch so trinken, aber der 21 Jährige gebe ich Benno. Für mich schmeckt er wie Sprit. Benno will auch keinen der Drei kaufen, sie sind ihm zu wenig rauchig. Also gehen wir nach ca. 1 Stunde wieder, ohne was zu kaufen. Es ist ja nicht die letzte Destillerie auf unserem Weg. Auf dem Rückweg halten wir bei einem Lidl, die gibt’s auch hier in Schottland (einen Aldi haben wir noch nicht gesehen). Wir decken uns mit Wasser (Still Wather) ein und für heute Abend eine Flasche Rotwein. Auf der Strecke zu unserer Unterkunft liegt ein Restaurant, welches unsere Gastgeberin empfohlen hat. In Schottland stellen wir fest, dass man den ganzen Nachmittag warme Speisen bestellen kann. Da es bereits 17 Uhr ist gehen wir etwas essen und danach zurück in unsere wunderschöne Unterkunft. Hier können wir den schönen Abend im grünen Park noch geniessen, bis die Sonne verschwindet.
Tag 16 (Mittwoch): Tagesziel Glen Mhor Hotel in Inverness
Heute geniessen wir ein gemütliches Frühstück mit 2 weiteren Gästen aus der Schweiz, genau genommen aus Wädenswil. Sie fahren in umgekehrter Richtung und haben erst ein paar Tage hinter sich. Obwohl sie beide sehr gut englisch sprechen, wurde auch ihnen am Flughafen bei der Autovermietung ein teureres Auto vermietet. Das beruhigt mich doch ein wenig. Es ärgert mich nämlich immer noch, dass ich kaum einen Satz hervor brachte. Heute würde ich anders reagieren. Na ja, Benno hat Freude an diesem Auto. Nach diesem wunderbaren Frühstück verabschieden wir uns und fahren Richtung Süd-Osten auf die A9 bis zum Dunrobin Castle. Dieses Schloss ist ein Touristenmagnet, nicht nur weil es das grösste Schloss der Highlands ist, sondern auch wegen dem Garten und der Falknerei. Das weisse Schloss mit seinen vielen kleinen Türmchen, Erkern und Fenstern thront über einer grossen Gartenanlage. Dahinter nichts als das weite Meer. Doch Dunrobin ist nicht nur eine schicke Fassade: Im Inneren gibt es 189 Zimmer, die meisten davon voll mit antikem Mobiliar und sehenswerten Ausstellungsstücken wie Dudelsäcke, Trinkgefässen, Jagdwaffen, Trophäen und v.a. aus der Geschichte des Schlosses. Der Garten wurde 1850 angelegt, nach dem Vorbild von Versailles. Wie die Sutherlands zu diesem Reichtum kamen, war nicht immer menschenfreundlich. Die Bauern wurden vertrieben, weil die Schafszucht mehr einbrachte. Wer sich weigerte seine Häuser zu verlassen, denen wurden ihre Dächer über dem Kopf abgefackelt. Für uns ist aber die Falkenshow das interessanteste. Um 11.30 Uhr beginnt eine Vorführung. Der Falkner erscheint mit einem Schneefalken, den er am Rande des Feldes absetzt, dann holt er einen weiteren Falken und kommt damit in die Mitte vor das Publikum. Eine Eule umkreist uns auch schon. Der Falkner lässt die Tiere direkt über unsere Köpfe hinweg fliegen. Einige haben sich direkt neben die Eule gesetzt, die sich auf den Zuschauerbank gesetzt hat, um ein Foto zu machen. Der Falkner unterhält das Publikum mit viel Witz und Wissenswertes. Leider verstehe ich nicht alles so genau. Aber mein Interesse ist geweckt. Diese Tiere sind extrem intelligent. Nach diesem tollen Erlebnis fahren wir einen kleinen Umweg zu den Falls Of Shin. Die Falls of Shin sind eine Folge von mehreren Wasserfällen und Stromschnellen. Hier kann man das ganze Jahr über beobachten, wie die Lachse diese Wasserfälle und Stromschnellen überwinden, um zu ihren Laichplätzen zu gelangen. Wir haben einige Sprünge gesehen, aber keinen mit der Kamera festhalten können. Dazu ist wohl meine Reaktionszeit zu gering. Nach diesem kurzen Abstecher führt uns der Weg über mehrere Brücken direkt nach Inverness. Willkommen in der Zivilisation! So viele Fahrzeuge und Menschen. Wir sind fast ein wenig überfordert. Das Hotel Glen Mhor finden wir auf Anhieb. Das Zimmer ist im obersten Stock mit Dachschrägung. Hübsch. Das Nachtessen reservieren auch gleich hier im Restaurant Nico. Ist ja wohl klar. Jetzt sehen wir uns noch die Stadt an. Also bummeln wir durch die Strassen und Einkaufsmeilen. Die Burg thront über der Stadt, dessen Turm gerade renoviert wird. Im nahegelegenen «The Castle Tavern» kehren wir ein und genehmigen uns ein Bier. Schon ist es Zeit uns hübsch für das Nachtessen zu machen, sofern man noch was machen kann. Das Essen ist sehr fein. Wie soll es auch anders sein bei diesem Namen (gäl Nico…) Ich platze fast aus meiner Jeans. Also beschliesse ich noch eine Runde zu gehen, von der einen Brücke über den Fluss Ness zur anderen. Benno wartet lieber auf mich, so marschiere ich alleine los. Keine 15 Minuten brauche ich für diese Strecke, aber gut tut es. Die frische angenehme Luft vor dem Schlafen gehen.
Inverness liegt übrigens am Fluss Ness, welcher die Stadt in zwei Teile teilt. Der Fluss fliesst vom Loch Ness in den Moray Firth. Die Stadt hat ca. 48‘000 Einwohner. Da seht ihr mal, was für ein Schock für uns, nach so vielen Tagen rauhes Klima und einsame Gegenden.
Tag 17 (Donnerstag) rund um Inverness
Was wäre ein Besuch in Inverness ohne das Monster von Loch Ness? Leider meint es Nessi heute nicht gerade gut mit uns. Es ist nass und windig. Regenjacke und Regenhosen sind heute angesagt. So beschliessen wir die Route dem Fluss Ness zum Loch Ness entlang zu fahren. Unterwegs schüttet es ziemlich viel Wasser von oben herab. In Fort Augustus parkieren wir den Benz. Wir haben hier das Glück beobachten zu können, wie ein Boot vom Caledonian Canal über 5 Staustufen überwindet. Ca. 1 Stunde dauert es, bis die 6 Schleusentore passiert sind. Hier ist Handarbeit gefragt. Die Boote werden von einem Becken in das andere gezogen. Am Schluss ist da noch die Autobrücke, eine Schwingbrücke, die einfach seitlich abgedreht wird und der Verkehr für kurze Zeit still legt. Sehr eindrücklich. Nun spazieren wir noch zum Loch Ness. Das Ungeheuer muss doch irgendwo sein… Loch Ness selber bietet nichts spektakuläres, viele Touristen, aber kein Monster. So fahren wir auf der anderen Seite des Sees wieder zurück nach Inverness. Kaum zurück im Hotel strahlt der Himmel. Nessi wollte uns wohl mit Regen und Wind vertreiben. Da hat sie sich aber in uns getäuscht. Ob sie wohl Angst vor uns Schweizern hatte? Wir sehen doch nicht wie Willhem Tell aus…. In der Black Isle Bar trinken wir ein, zwei Bierchen. Hier gibt es 26 verschiedene Biere und alle aus einem Zapfhahnen. Jedes davon kann man zuerst probieren. Nach zwei Bieren fühle ich mich wie auf Wolken. Nun haben wir noch 2 Stunden Zeit bis zum Nachtessen. Ins Zimmer gehen ist eine schlechte Idee, dann könnte es sein, dass wir das Nachtessen verpassen. So gehen wir halt noch in das Pub von gestern, ins Castle Tavern. Die Zeit ist schnell überbrückt und lustig wie ich mich fühle, Benno unterdessen auch, melden wir uns zum Nachtessen. Heute bestellt Benno für uns. Schliesslich hat er auch schon einiges in Englisch gelernt. Leider läuft nicht alles ganz nach Plan: die Vorspeise von Benno kommt gar nicht und die Weinflasche enthält 7dl anstatt 5dl. Kein Problem, der Wein schmeckt uns und gegessen haben wir auch genug.
Tag 18 (Freitag): Tagesziel Loch Kinord Hotel in Dinnet
Heute heisst es Abschied nehmen von Inverness. Inverness ist nicht unbedingt eine schöne Stadt, aber es gibt hier jede Menge Pub’s und Restaurants mit internationaler Küche.
Benno möchte unbedingt «The Battlefield of Culloden» zu Deutsch das Schlachtfeld von Culloden, besichtigen. Wir gehen, ausgerüstet mit Audiogeräten in deutscher Sprache, durch ein Besucherzentrum mit Ausstellung, die die Geschichte vor, während und nach der Schlacht vermittelt. Am 16. April 1746 war die letzte Schlacht. Hier war das Ende eines Traumes der Highlander, in dem ein schottischer König auf dem britischen Thron säße. Zerschmettert in nur einer halben Stunde. Ein Blutbad, an das noch heute die Gedenksteine von Culloden erinnern. Damals war Culloden noch ein Moor. Heute ist es eine große Wiese, auf der es viel zu sehen gibt. Wege und Fahnen in verschiedenen Farben zeigen den Verlauf der Fronten der beiden Streitmächte. Tafeln erklären, wo welcher Clan stand. Nach dem Rundgang auf dem Feld fahren wir weiter Richtung Elgin. Unterwegs halten wir noch kurz an, um das Culloden Viaduct, ein Teil der Eisenbahnlinie Perth – Inverness, welche über eine riesige Brücke von 28 Steinbögen von je 15.24 Meter Weite führt. Der Hauptbogen über dem Fluss misst 30.48 Meter Weite. Die Höhe beträgt 39 Meter. Nächster Halt ist erst wieder kurz vor Dufftown, und zwar bei der Destillerie Glenfiddich. Beim Empfang finden wir die Geschichte in Bild und übersetzt auf Deutsch vor. Glenfiddich ist einer der größten Single-Malt-Produzenten Schottlands. 1886 wurde die Destillierie von William Grant und seiner Familie errichtet, die Brennblasen stammten aus der alten Cardhu-Brennerei. Weihnachten 1887 begann die erste Produktion von Whisky. Seitdem produziert die Destillerie am gleichen Ort mit demselben Herstellungsverfahren mit einer der kleinsten Brennblasen schottischer Brennereien. Das Unternehmen ist – als letzte schottische Whisky-Brennerei – noch im Besitz der Gründerfamilie Grant. Leider bekommen wir auch hier keine deutschsprachige Führung, ausser wir würden bis 16 Uhr warten. Das ist uns aber zu lange. Wir setzen uns in das Café, essen einen leckeren Glenfiddich-Whisky-Cake und besuchen den Shop. Nun fahren wir aber ohne Halt, ausser einem kurzen Fotohalt, bis zu unserem nächsten Hotel, wo wir für eine Nacht untergebracht sind. Das Hotel macht einen guten Eindruck, steht aber direkt an der Hauptstrasse. Unser Zimmer geht aber glücklicherweise nach hinten raus. Der Hotelier bucht uns gleich einen Tisch für das Nachtessen, das schon um 18.15 Uhr beginnt. Also nichts wie hoch und das Tagebuch schreiben.
Tag 19 (Samstag): Tagesziel ist das Fonab Castle Hotel in Pitlochry
Heute reisen wir weiter Richtung Süden nach Pitlochry durch das malerische Dee Valley mit dem Balmoral Castle, wo die britische Königsfamilie heute ihre Sommerresidenz hat. Während der Spätsommerzeit kann das Castle nicht besucht werden, da die Königsfamilie ihre Ferien hier verbringt. Die Gegend zeichnet sich aus mit sanften Hügelketten, lockerem Baumbewuchs und vielen Burgen und Schlössern. Wir passieren die wunderschöne Grampian Region mit den Grampian Mountains. Ein kleines Skigebiet Namens Glenshee mit Sesselliften und Skiliften gibt es auf der Passhöhe, auf ca. 650 m.ü.M. Die Strassen sind wie bei einer Berg- und Talfahrt. Die Höchstgeschwindigkeit ausserorts ist bei 60 Meilen. Sie sind gut ausgebaut, aber längst nicht so komfortabel wie bei uns in der Schweiz. Benno gibt Gas und es schaukelt und schüttelt im Benz. Man kommt sich vor wie in einem Schüttelbecher. Benno geniesst die letzten Tage, um nochmals so richtig Gas zu geben. In Pitlochry machen wir einen kurzen Abstecher zur kleinsten Whisky-Brennerei Schottlands. Die Edradour Destillerie beschäftigt nur gerade 3 Personen in der Produktion und stellt pro Woche ca. 3‘000 Liter Whisky her. Erstaunt sehen wir auf dem Parkplatz einige Cars und Autos. Also nicht so unbekannt wie klein. Wir besuchen die Ausstellung, die doch sehr anschaulich dargestellt ist. Nun suchen wir unsere Unterkunft für die nächste Nacht. Es ist ein echtes Castle, das zu einem 5 Sterne Hotel ausgebaut und erweitert wurde. Das Fonab Castle Hotel liegt am Fluss Tummel. Bei der Ankunft erklärt uns der Portier gleich, dass in Pitlochry die Highland Games statt finden. Wir können direkt vom Castle aus dem Fluss entlang und über eine Fussgängerbrücke zum Festplatz gelangen. Die Highland Games sind eine Art 10-Kampf. In der Mitte ist das Spielfeld. Darauf finden Seilziehkämpfe, Tanzdarbietungen, Velorennen, Hochsprung, Hammerwerfen und noch vieles mehr statt. Um diesen Platz herum sind viele Verkaufsstände und Piper-Bands, die sich einspielen. Insgesamt ein riesiges Spektakel und für die Schotten ein Volksfest. Familien haben Picknick-Decken und Verpflegung dabei und sitzen um die Games herum. Pitlochry selbst hat kaum Sehenswürdigkeiten zu bieten, doch verfügt sie über gute Hotels und Unterkünfte. Im Sommer ist das Festival Theatre auf der gegenüberliegenden Seite des Tummels ein Anziehungspunkt. Im Tal sind die Wasser des Tummel zum Loch Faskally aufgestaut worden. Vor der Staumauer haben die Schotten eine künstliche Lachstreppe angelegt, auf die sie sehr stolz sind. Zurück zu unserem Castle. Der Garten ist wunderschön angelegt, man sieht direkt auf den Fluss. Wir dürfen nicht mal unsere Koffer selber mit ins Zimmer tragen, das wird uns nachgeliefert. Im Zimmer gibt es sogar eine Nespresso-Maschine. Für das Nachtessen legen wir uns heute speziell ins Zeug. Schliesslich dinnieren wir in einem 5-Sterne Hotel. Das Ambiente ist gemütlich, das Personal sehr aufmerksam. Das Essen ist vorzüglich.
Tag 20 (Sonntag): Tagesziel ist das The Place Hotel in Edinburgh
Ich habe letzte Nacht wie eine Prinzessin in ihrem Schloss geschlafen. Richtig gut. Am Morgen schon scheint die Sonne durch’s Schlossfenster. Zum Frühstück bestellen wir Rührei mit Lachs, dazu einen Cranberry-Jus und natürlich Toast. Das feine Brot gibt es ja nur zum Nachtessen. Leider. Nun heisst es packen und das Navi für das zweit letzte Ziel, nämlich Edinburgh starten. Wir nehmen die direkte Route via Schnellstrasse. Die Fahrzeuge nehmen langsam zu. Man spürt die Stadtnähe. Benno wird immer nervöser. Zum Glück behalte ich die Ruhe. Mit Hilfe des Navi’s finden wir auch noch dieses Hotel. Unser Plan ist es, hier erst mal das ganze Gepäck zu deponieren und dann das Auto zum Flughafen zurück zu bringen. Da es noch sehr früh ist und wir noch nicht einchecken können, dürfen wir das Gepäck bei der Rezeption hin stellen und sobald das Zimmer fertig ist, bringen sie unser Gepäck schon mal ins Zimmer. Nun bekommt das Navi die letzte Anweisung, führe uns zum Flughafen. Lesen ist doch manchmal auch eine Glückssache. Wir fahren einmal durch das ganze Flughafen-Areal bis wir endlich den Wegweiser «Car Rental returns» sehen. Benno parkiert unseren treuen Begleiter bei der AVIS-Station und wir verlassen den Fahrzeugbereich. Und jetzt? Wie wollen wir jetzt wieder zurück? Wir nehmen das Tram. Unser Hotel liegt nahe der Endstation. Wir steigen aber früher aus, in der Princes-Street, nahe des Edinburgh-Castle. Und jetzt stehen wir mitten drin. Sooo viele Menschen. Zeitweise gibt es fast kein vorwärts kommen. Wir schlagen uns durch die Menge Richtung Castle und Royal Mile. Edinburgh ist eine moderne und lebhafte Kulturstadt mit internationalen Festivals, wie zum Beispiel das Royal Military Tattoo. Heute stehen hier noch die Tribünen ohne Sitze, nur noch das Gerüst. Zahlreiche Galerien und Museen sowie drei Universitäten machen die Stadt so vielseitig. Edinburgh liegt inmitten grüner Vulkanlandschaften und ist ein Ort für Geschichtsliebhaber. Es gibt viele Häuser und Gebäude aus dem 16., 17. und 18. Jh., die heute ziemlich schwarz sind. An jeder Ecke steht irgend ein Monument, Statue oder sonst eine geschichtsträchtige Gestalt. Zum Beispiel das 60m hohe Scott Monument zu Ehren von Sir Walter Scott, welches seine dunkle Farbe von den schmutzigen Kaminausdünstungen von früher bekommen hat. Und wegen dem Denkmalschutz darf das Scott-Monument nicht gesäubert werden. Dieses Bauwerk sieht aus wie eine abgebrochene Spitze einer gotischen Kathedrale. Über eine Wendeltreppe von 287 Stufen gelangt man nach oben. Für heute sind wir aber schon zu müde, um diese Stufen hoch zu klettern. Die grünen Parks, wie zum Beispiel die Princes-Street Gardens sind wunderschön gepflegt. Die Blumenuhr ist auch sehenswert. The Royal Mile und die Old Town ist der älteste Teil der Stadt und umgibt die Burg. Hier gibt es viele Gassen, historische Gebäude und geheimnisvolle Innenhöfe. Am Ende der Royal Mile befindet sich der Palace of Holyrood, die königliche Residenz in Schottland. In der Altstadt gibt es viele kleine Läden, wie Kilt- und Whisky-Shops, Museen und auch der Grassmarket, wo früher Verbrecher hingerichtet wurden. Heute scheint irgend ein Event zu sein, so dass die gepflästerte Strasse bis zum Castle abgesperrt ist. Auf dem Platz vor der Scottish National Gallery hören wir der Strassenmusik zu, ein interessanter Mix aus schottischer Piper-Musik und Pop-Country. Nun möchten wir aber doch mal im Hotel einchecken, also gehen wir über den St. Andrew Square zu unserem Hotel. Das Gepäck ist bereits im Zimmer. Das Hotel hat einige Stockwerke, aber keinen Lift. Dazu sind die Gänge etwas verwinkelt. Wir finden unser Zimmer, aber die Karte funktioniert nicht. Und wer darf jetzt wohl all diese Stufen wieder runter zur Rezeption? Ist doch klar, denn Benno weiss gar nicht, wie er was sagen soll… Ha ha ha. Gute Ausrede, ein Bier kann er auf jedenfall und jederzeit selbständig bestellen. Na gut, ich gehe also wieder runter, bekomme ein Update und steige wieder die vielen Stufen hoch (ich werde sie heute noch zählen, wenn wir nochmals raus gehen).
Gestern Abend haben wir noch einen Rundgang gemacht. Übrigens, es sind 70 Stufen bis ins Zimmer.
Von unserem Zimmerfenster aus sehen wir nämlich auf den Calton Hill. Der Calton Hill ist die markanteste Erhebung der Stadt mit einer Höhe von 103 Metern. Die Aussicht von dort oben ist traumhaft. Über die leuchtende Stadt bis zum Meer. Auf dieser Anhöhe steht auch das National Monument of Scotland. Eine kleine Leiter ist angestellt, so dass wir auf das Monument steigen können. Wie klein wir doch sind….. Dies ist das nationale Denkmal für die schottischen Soldaten und Matrosen, welche im Kampf der Napoleonischen Kriege starben. Es basiert auf dem Vorbild des Parthenon in Athen. Dann wird es langsam zu dunkel um Fotos zu machen. Aber wir schlendern weiter noch durch die Gassen, über Brücken und in die nächste Strasse. Man kann kaum nebeneinander gehen, es hat so viele Menschen noch auf der Strasse. Das Wetter ist angenehm warm. Irgendwann sind wir dann wieder beim Hotel angelangt und richtig müde. Nun wieder die 70 Stufen hoch.
Tag 22: in Edinburgh
Wir beginnen den Tag um 8 Uhr und nehmen, wie in den vorherigen 21 Tagen, zuerst gemütlich ein Frühstück ein. Während dessen fährt schon zum x-mal die Feuerwehr mit Horn und Blaulicht vorbei. Der Stadtverkehr ist in vollem Gange. Benno hat sich gestern Abend noch Gedanken gemacht, was wir heute noch unternehmen können. An erster Stelle steht die Gin-Destillerie. Die Edinburgh Gin Destillerie liegt ca. 20 Minuten zu Fuss von hier entfernt. Also marschieren wir mal los. Es ist noch nicht so viel los und noch angenehm ruhig. Wir gehen Strassen entlang, die wir gestern noch nicht gesehen haben. Zum Eingang geht eine Treppe hinunter. Vor uns liegt ein dunkler Gang, erinnert mich an ein Verliess, klein, schmal und dunkel. Am Ende dieses Ganges erwartet uns ein warm beleuchteter Raum. Die Führung beginnt um 11 Uhr. Es ist nicht eine Führung im klassischen Sinn, sondern wir sitzen alle bequem und die Dame erzählt uns die Geschichte über den Gin und die Zutaten. Danach gehen wir in die Destillerie, wo 2 Bottiche stehen, der eine heisst Flora, der andere Caledonia. Ich muss gestehen, die Dame hat so schnell gesprochen, dass ich nicht sehr viel verstanden habe. Ich habe sowieso hier in Edinburgh viel mehr Mühe zu verstehen, als während der ganzen Reise im Westen und Norden. Aber die Verkostung haben wir beide verstanden. In einem kleinen dunklen mit Kerzenlicht erhellten «Verliess» stehen bereits für jeden Teilnehmer 3 kleine Gläschen und ein Gin Tonic bereit. Dazu stehen noch 2 Gin-Flaschen mit Kerzen in der Mitte, von denen auch jeder noch ein kleines Gläschen zum Testen bekommt. Zum Schluss bekommt jeder Teilnehmer auch noch eine kleine Flasche Gin nach Wahl. Wir steigen die steile Treppe wieder nach oben und sind ehrlich gesagt etwas beschwipst, jedenfalls ich. Und das schon um 12 Uhr Mittags. Unterdessen hat der Wind eingesetzt. Es ist aber trotzdem angenehm war. Wir setzen uns auf einen Bank im Princess Garden und geniessen die Sicht auf die Burg und den Wind. Den Nachmittag verbringen wir mit Gehen und Staunen. Es gibt noch viele Strassen, die wir noch nicht gesehen haben. Von der Royal Mile gehen wir nun mal hinter der Burg rum. Zum Schluss gibt’s noch ein letztes Guiness für Benno, wo wir dem Treiben auf der Strasse zusehen. Übrigens die Taxis sind hier echt cool. Ich habe noch nicht herausgefunden, was das für eine Automarke ist. Aber es fahren die meisten Taxi‘s so ein Auto. Im Hotel zurück, wieder die 70 Stufen hoch, sind wir erschöpft. So viele Eindrücke und Menschen und Autos. Im Zimmer werden nun die Koffer so gepackt, dass das Gewicht verteilt ist und wir im Handgepäck nur noch erlaubte Sachen mitführen. Morgen heisst es nämlich Abschied nehmen. Die Boarding-Tickets habe ich schon ausdrucken lassen und das Taxi ist für 9 Uhr bestellt.
Ich werde Morgen noch unsere Heimreise dokumentieren und eine kurzes Fazit von Benno und mir zusammen stellen.